Art/Installation

IMMER WIEDER AUFBRUCH!

Ein ukrainisches KOLUMBA

Das Bild „Immer wieder Aufbruch!“ stammt von der ukrainischen Illustratorin Anna Sarvira.

Auf- und Umbrüche ziehen sich wie ein roter Faden durch die Kulturgeschichte der Ukraine. Im Moment der größten Bedrohung zeigt sich die Widerständigkeit der ukrainischen Künstlerinnen und Künstler als Teil des freien Europas. Jetzt erst recht.

Die Ausstellung wurde kuratiert von André Erlen, Marjana Sadovska und Yuliia Berdiyarova. Ein großer Dank gilt allen teilnehmenden Künstler:innen sowie dem Team des Kolumba, die das Museum für “Immer wieder Aufbruch!” zur Verfügung stellen. 

Mittwoch, 23. August

12:00 – 24:00 Uhr

KUNSTMUSEUM KOLUMBA

Kolumbastraße 4, 50667 Köln

Eintritt frei

 

Tanz / Performance /Theater

Tanz: Resistance Movement
Daria Koval (Maciej Kuźmiński)

In ihrer Solo-Tanzperformance „Resistance Movement“, die in enger Zusammenarbeit mit dem polnischen Choreografen Maciej Kuźmiński entstanden ist, dokumentiert die ukrainische Tänzerin Daria Koval ihre Kriegserfahrungen mit kraftvoller Bewegung und fragiler Stimme.

Die 27-jährige Perfomancekünstlerin Daria Koval kommt aus der ostukrainischen Stadt Dnipro. Als der Krieg begann war sie in Kyjiw. Sie dachte, dass sie nie wieder tanzen würde. Jetzt tanzt sie über den Krieg in der Ukraine und hofft jedes Mal aufs Neue, dass sie den Schmerz, den der Krieg hinterlässt, eines Tages wegtanzen kann.

Raum 13 
22:10-22:25 Uhr 
22:40-22:55 Uhr

Installation: Lustdorf

Elza Kubanova (subbotnik, Leon Seidel)

Hervorgegangen aus einer langjährigen Auseinandersetzung mit dem Badeort „Lustdorf“ an der ukrainischen Schwarzmeerküste bauen subbotnik ein installatives Haus in Kolumba auf, dass als utopisches „Traumhaus“ verschiedene Formen des gemeinsamen Imaginierens ermöglicht. Die Arbeit entstand in der Zusammenarbeit mit den Künstler:innen Elza Gubanova und Leon Seidel.

Subbotnik ist eine Plattform für künstlerische Arbeit und Vernetzung und wird projektbezogen immer wieder um neue künstlerische Positionen erweitert. subbotnik entwickelt seit zehn Jahren kontinuierlich Theaterprojekte an der Schnittstelle zwischen performativem Erzählen, Konzert und Live-Hörspiel. Die Künstler:innen Elza Gubanova und Leon Seidel sind Mitbegründer:innen des ukrainisch-deutschen Óstov Kollektivs mit Sitz in Leipzig, das seit dem russischen Krieg gegen die Ukraine als kulturelle Brücke zwischen Deutschland und der Ukraine agiert.

Konzept: subbotnik, Kornelius Heidebrecht, Oleg Zhukov | Raum: Martin Kloepfer Sound: Kornelius Heidebrecht | Videoarbeit: Elza Gubanova | Videoschnitt: Leon Seidel

Raum 12, durchgehend

Theater: Die Revolution lässt ihre Kinder verhungern

Futur3/Schauspiel Köln: Holodomor

Futur3 zeigt Ausschnitte aus ihrer Theaterproduktion „Die Revolution lässt ihre Kinder verhungern“ über den Holodomor (Stalins Hungerterror 1932-33 in der Ukraine), die 2022 in Kooperation mit dem Schauspiel Köln, dem Orangerie Theater und der Freihandelszone Köln mit einem deutsch und ukrainischen Ensemble entwickelt wurde.

Das Theaterensemble Futur3 hat sich, 2004 gegründet, mit inzwischen über 40 Eigenproduktionen zu einem der etabliertesten Ensembles der freien Theaterszene NRWs entwickelt. Mit (sozial-)politischen, individualpsychologischen oder historischen Themen sowie bundesweiten und internationalen Kooperationen sucht Futur3 nicht nur eine transdisziplinäre Zusammenarbeit, sondern auch nach der Aktualität und Relevanz von Theater im politischen Diskurs.

Raum 8, 17:45-18:15 Uhr 

Performancekünstlerinnen Pogorielova Kateryna, Tetiana Znamerovska, Iryna Astafieva, Halyna-Oksana Shchupak, Valeriia Potapova und Yeva Silenko zusammen mit Rainer Behr (Tanztheater Wuppertal Pina Bausch)
Tanz: VONA

Die Performancekünstlerinnen Pogorielova Kateryna, Tetiana Znamerovska, Iryna Astafieva, Halyna-Oksana Shchupak, Valeriia Potapova und Yeva Silenko entwickelten gemeinsam mit dem Choreographen Rainer Behr die Tanzperfomance „Vona“, die sie in den Studios des berühmten Tanztheaters Wuppertal Pina Bausch probten und dann auch erstmals dort aufführten.

Das Tanztheater Wuppertal Pina Bausch ist ein Tanzensemble, das 1973 von der Choreografin Pina Bausch gegründet wurde. Die Idee der Choreografin, Tanz und Theater zu verbinden, revolutionierte den Tanz und machte sie zur Ikone eines neuen Ausdruckstils. Für ihr Werk wurde sie mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet. Ihr Repertoire ist weltweit bekannt, ihre Stücke werden bis heute auf Tourneen in der ganzen Welt gezeigt.

Choreograph Rainer Behr studierte Tanz an der Folkwang Universität der Künste. Er tanzte zunächst beim Folkwang Tanzstudio in Essen und arbeitete mit Susanne Linke, Raffaella Giordano, Urs Dietrich und Mark Sieczkarek sowie als Gasttänzer beim Tanztheater Wuppertal, bevor ihn Pina Bausch 1995 als festes Ensemblemitglied engagierte. Seine Choreographien wurden vielfach international ausgezeichnet.

Raum 13  
13:10-13:40 Uhr 
15:45-16:15 Uhr

Art/Installation

Installation: „In memoriam Viktoria Amelina“ (2023) 

Team Aufbruch (Veranstalter:innen) 
Übersetzung:  

Installation in Gedenken an die Schriftstellerin und Menschenrechtsaktivisten Viktoria Amelina, die am 27.05.2023 Opfer eines russischen Raketenangriffs wurde. 

Raum 7 

Fotografie: Zarema Yaliboylu

Seit 2011 porträtiert Zarema Yaliboylu Krimtartaren sowie ihre Heimat, die Halbinsel Krim. Besonders setzt sie sich mit der unrechten Deportation des krimtatarischen Volkes im Jahr 1944 in ihrer Fotografie auseinander. Ihre Ausstellung „Faces of Deportation“, in der sie Porträts von Überlebenden präsentiert, wurde bereits in New York und Toronto gezeigt.

Wenn sie Porträts von Überlebenden der Deportation, der scheidenden Generation der Krimtataren, aufnimmt, hat Zarema Yaliboylu das Gefühl, dass sie die Erinnerung und die Geschichte dieses Volkes fotografiert. Manchmal reist sie in die vergessenen Ecken ihrer Krim, um die Fragmente des einst zerstörten Lebens, verlassene krimtatarische Häuser, Quellen und Straßen einzufangen. In den meisten alten Häusern und ehemaligen Moscheen leben noch immer Fremde.

Raum 10 

Comics: MOGA MOBA

Für das Heft „Im Osten nichts Neues“ haben 22 Zeichner*innen aus der Ukraine eine Kurzgeschichte gezeichnet. Angereichert mit Interviews, einer kurzen Geschichte des zeitgenössischen ukrainischen Comics und mit einer gezeichneten „Kurzen Geschichte der Ukraine“.

Das Heft kann bei „Immer wieder Aufbruch!“ nicht nur gelesen, sondern auch kostenlos mit nach Hause genommen werden. Denn das Berliner MOGA MOBO-Team ist nicht nur comic-verrückt, sondern produziert seit 1994 kostenlose Comicmagazine. Comics für alle!

Raum 22 (Leseraum)

In your region, even mountains are fake (2023)

Lia Dostleva

Künstlerin, Kulturanthropologin und Essayistin Lia Dostlieva wurde in Donezk geboren und befasst sich in ihrer Kunst- und Forschungspraxis zum Beispiel mit kollektivem Trauma, mit dem Anthropozän oder mit Dekolonisierungsgeschichten. Als Künstlerin arbeitet sie in einem breiten Spektrum von Medien, darunter Fotografie, Installationen und Textilskulpturen.

Raum 22 (Leseraum)

Spinal columns: formation, 2023

Olga Chekotovska

Instax photos, video, armature

In der Ukraine ist Brot ein heiliges Lebensmittel. Es ist verboten, Brot wegzuwerfen, es verderben zu lassen oder zu verschwenden. Es sollte immer auf dem Tisch stehen. Mit dem Brot heißen Ukrainer:innen Menschen in ihren Häusern willkommen und geben ihnen ein Stück Brot mit auf den Weg. Brot ist aber auch das Trauma einer Generation. 1932 lässt die sowjetische Führung Ukrainer:innen zu Tode verhungern (Holodomor). 2022 brennen ukrainische Weizenfelder wegen des russischen Angriffskrieges. Wer das Brot besitzt, besitzt auch das Land. Die kollektive Wunde der Ukraine wurde gewaltvoll geöffnet.

Die gebürtige Kyjiwerin Olga Chekotovska arbeitet mit Medien wie Installation, Objekten und Fotografie. In ihren Werken spielen Kategorien wie Zeit, Erinnerung und Wahl eine Schlüsselrolle. Ein weiteres wichtiges Element ist die umgebende Landschaft, in der sie Objekte für ihre Werke findet, um ihre eigene Reflexion über die Themen zu schaffen, mit denen sich der Mensch auseinandersetzt. Die Künstlerin arbeitet und lebt in Kyjiw und Düsseldorf.

Raum 5 

Installation: Poem to the Black Fields
Daria Koltsova

Daria Koltsova wurde 1987 in Kharkiv geboren und ergänzt aktuell im Rahmen der Ausstellung „Hier und Jetzt“ im Museum Ludwig die neue kulturhistorische Perspektive auf die ukrainische Moderne 1900 – 1930. Ihr Werk: eine neue monumentale Glasinstallation, angelehnt an die Erinnerungen an ihre Heimatstadt, die sich mit dem kulturellen Erbe der Ukraine beschäftigt und mit der Frage, wie dieses angesichts des Krieges geschützt werden kann.

In KOLUMBA stellt die ukrainische Künstlerin Werke aus der Reihe „Poem to the Black Fields“ aus, die sich auf die goldenen Weizenfelder der Ukraine als Symbol für Leben. Schwarz sind sie, weil sie wegen des Krieges brennen. Dann erregen die einzelnen zarten goldenen Ähren die Aufmerksamkeit. Sie haben das Feuer wie durch ein Wunder überlebt.

Raum 6

Malerei: ateliernormalo Kyiv produziert in der Residenz KAT 18

Genia Holubentsev und Valeriya Tarasenko zeigen Bilder, die sie nach ihrer Flucht aus der Ukraine in der Residenz des KAT 18 in Köln gemalt haben. Beide sind Mitbegründer:innen und Mitglieder des Altelienormalno in Kyjiw. Thematisch geht es in ihrer Kunst um Friedhöfe, eine Titanic, die Menschenleben rettet und den Kölner Karneval.

Genia Holubentsev und Valeria Tarasenko zeigen sei neue Bilder, die sie nach ihrer Flucht aus der Ukraine in der Residenz des KAT 18 in Köln gemalt haben. Beide sind Mitglieder des Altelienormalno in Kyjiw.

Das Ateliernormalno ist ein Verein von Künstler*innen und eine Kunstwerkstatt für Künstler*innen mit und ohne Down Syndrom, die 2018 aus den Workshops hervorgegangen ist, die vom Goethe-Institut Ukraine in Kooperation mit TOUCHDOWN 21 und Ohrenkuss (Bonn) veranstaltetet wurden.

Raum 12

Audio-Installation: „Getötet im Krieg“ (2023) 

Jörg Ritzenhoff, mit den Stimmen von Mark Zak und Tamara Lukasheva.

Seit dem Russischen Angriffskrieg sind nicht nur unzählige Kulturgüter und Kunstwerke in der Ukraine zerstört worden, sondern auch viele ukrainische Künstler*innen getötet worden. In der Alten Sakristei von St. Kolumba wollen wir ihnen gedenken.

Illustration: Anna Sarvira (Kollektiv Pictoric)

Mit ihren Illustrationen kämpft die ukrainische Künstlerin Anna Sarvira gegen den russischen Angriffskrieg und Putins Propaganda – in Deutschland und weltweit. 2014 gründete sie in der Ukraine den „Pictoric Illustrators Club“ mit. Ziel des Kollektivs ist es, durch Ausstellungen auf der ganzen Welt auf die ukrainische Kunst aufmerksam zu machen. Das Plakat zu “Immer wieder Aufbruch!” stammt von ihr.

In einem n-tv-Innterview erläutert sie: “Pictoric ist eine Gemeinschaft von Illustratoren. Gemeinsam organisieren wir Ausstellungen und kulturelle Veranstaltungen in Europa, aber auch in den USA, Japan und so weiter. Unser Schwerpunkt liegt auf der ukrainischen Illustration, wir arbeiten aber auch mit ausländischen Kollegen zusammen. Seit 2014 veranstalten wir internationale Ausstellungen in Kiew und bauen Beziehungen zwischen ukrainischen und ausländischen Künstlern auf. Wir luden sie nach Kiew ein, und sie luden uns zu sich ein.”

Raum 11

Audio-visuelles Kunstwerk Discover Ukraine: Bits Destroyed 

Ukrainisches Institut und ROCK ‚N‘ LIGHT STUDIO  

Das reiche kulturelle Erbe der Ukraine ist einem verheerenden Angriff ausgesetzt. Als Reaktion darauf haben das Ukrainische Institut und das Team des ROCK ‚N‘ LIGHT STUDIO unter der künstlerischen Leitung von Tais Poda das spektakuläre audiovisuelle Kunstwerk „Discover Ukraine: Bits Destroyed“ entwickelt.  

Als Grundlage dienen die Fotografien von Yevhen Nikiforov und sein Projekt „Ukrainian Soviet Mosaic“ (2013-2021). Die animierte Projektion umfasst Mosaike von Ada Rybachuk und Volodymyr Melnychenko, „The Tree of Life“ und „Boryviter“ von Alla Gorska, „Nothing is better than a young mother“ von Stepan Kyrychenko und Nadiya Klein, „Sea and Fish“ von Volodymyr Patyka und einige andere. Musikalisch begleitet wird das audio-visuelle Erlebnis durch das ukrainische Duo Ptakh_Jung. 

In Zusammenarbeit mit dem Ukrainischen Institut in Deutschland. 
 
Raum 1 

Music

Konzert: Nord – Ouest

Alla Zagaykevych, Iryna Klymenko und Serhj Ochrimchuk

Das geopoetische Projekt „Nord – Ouest“ des Ensembles Electroacoustic, bestehend aus der Komponistin Alla Alla Zagaykevych, Sängerin Iryna Klymenko und Violinenvirtuosen Serhj Ochrimchuk, legt den Schwerpunkt auf das ursprüngliche Geheimnis und die Flüchtigkeit der Folklore der nordwestlichen Region der Ukraine. Das Stück lädt ein, bedacht auf die Klänge und Zeichen zu hören. Die strukturelle Idee basiert auf der Schaffung eines originellen heterophonen Ensembles, das elektronische und instrumentale Mittel mit folkloristischem Material kombiniert.

Raum 13, 20:45-21:30 Uhr

Serhj Ochrimchuk auf der Violine, Raum 1, 15:30-15:45

Konzert: Tamara Lukasheva

“Lukasheva befreit die Sinne von vorgestanztem Denken und inspiriert zur Erforschung grundverschiedener Klang- und Musikformen.“, schwärmt Horst Peter-Koll vom KSTA. Zurecht. Der aus Odessa stammende Jazz Sängerin und Komponistin wird ihr Talent schon in die Wiege gelegt. Mit 15 tourt sie bereits mit Talenten wie dem Pianisten Jury Kuznecov und der Pianistin Roxsane Smirnova durch die Ukraine. Heute lebt sie in Köln und begeistert Publikum auf den Jazz-Bühnen der ganzen Welt. Zuletzt wurde sie mit dem WDR Jazz Preis ausgezeichnet. In Ihrem neuen Programm vertont die Musikerin ukrainische Gedichte.

Tamara Lukasheva tritt gemeinsam mit Schauspieler und Sprecher Bernd Rehse auf. 
 
Raum 11 
18:20-18:50 Uhr 
21:35-22:05 Uhr 
22:25-22:40 Uhr

Konzert: Laura Marti und Philipp Köbele

Laura Marti lässt sich in keine Schublade stecken. Die Sängerin und Komponistin experimentiert mit verschiedenen Stilen und Genres und sucht kontinuierlich nach neuen Ideen. Ihre musikalische Reise begann mit brasilianischem Samba, später nahm sie zusammen mit ihrer Schwester zwei armenische Ethno-Jazz-Alben auf. Darauf folgten Alben mit Klängen aus Pop, Rock und Jazz. Seit März 2022 lebt und musiziert Marti in Deutschland. Seither nahm sie drei Alben auf, mit denen sie die den Geist der Menschen während des Krieges wecken und Europa mit ukrainischer Musik vertraut machen möchte. Am 23. August tritt Laura Marti mit dem Gitarristen Philipp Köbele auf, mit dem sie seit einem Jahr zusammenarbeitet.

Start 2. OG, Ende Raum 1, 14:00-14:30 Uhr 
Raum 1, 23:30-23:45 Uhr
 

Konzert: Familienduo „Lybid“ (“Либідь”)

Oksana und Olga Dondyk

Ein musikalisches Spektrum aus hell und raffiniert, emotional und aufregend, zerbrechlich und zart, stürmisch und leidenschaftlich liefert die Musik des Duos „Lybid“, bestehend aus Oksana und Olga, die nicht nur musikalische Partnerinnen, sondern auch Mutter und Tochter sind. Die kreative Familienvereinigung bringt eine Kombination aus Erfahrung und moderner Kreativität, Aufrichtigkeit und Liebe zur Musik und zur Bühne, einen einzigartigen authentischen Code der ukrainischen Identität und den großen Wunsch, die eigene Kultur der Welt zu zeigen, zusammen.

Das Repertoire des Duos besteht hauptsächlich aus ukrainischer kammermusikalischer Vokalmusik. Ukrainische Romantik und Volkslieder spiegeln die spirituellen Wurzeln der Nation wider, offenbaren verschiedene Facetten des menschlichen Gefühlslebens und reflektieren und spiegeln die ukrainische Kultur und Geschichte.

Raum 11,12:30-13:00 Uhr 

Konzert: Vokalensemble Dyvyna

Das Ensemble »Dyvyna« wurde Ende 1998 an der Nationaluniversität Donezk gegründet. Im Repertoire des Ensembles finden sich ukrainische Gesänge verschiedener Genres, aufgenommen meistens bei ethnographischen Expeditionen in der Ukraine zum Beispiel in der Oblast Donezk, Kharkiv und Poltava oder in der ukrainischen Diaspora wie in den Dörfern im Kuban-Gebiet, in Westsibirien und Altai. Aktuell leben, arbeiten und singen die Mitglieder des Vokalensemble Dyvyna in Deutschland.

Raum 7 
17:30-17:40 Uhr 
20:00-20:10 Uhr

Literatur

Poesie in Zeiten des Krieges
Olena Husejnova

Olena Husejnova ist eine ukrainische Dichterin, die in ihren autobiografischen, intensiven und freien Versen Erinnerung, Wissen, Angst, die Grenzen von Hoffnung und Realität sowie die Unumkehrbarkeit von Erfahrungen erforscht. Olenas Poesie zielt darauf ab, weibliche Schreibkultur aus patriarchale Sprachstrukturen zu befreien. Dafür schafft sie ihre eigenen Territorien, in denen die Gesetze der Männer nicht gelten.

Zusätzlich zur Lesung wird es ein Gespräch mit Olena Husejnova, Stefan Kraft und Anja Jazeschann geben, moderiert von Claudia Dathe und übersetzt von Yaroslava Black. 

Raum 22 (Leseraum) 18:55-20:00 

Roman: Der Erzherzog, der den Schwarzmarkt regierte, Matrosen liebte und mein Großvater wurde

Natalka Sniadnako

Natalka Sniadanko kennt in Lwiw jede Ecke und hat ein Herz für exzentrische Figuren. Als Autorin spielt sie gerne Zeitmaschine und mixt historische Fakten und literarische Fiktion kräftig durch, um uns Geschichte mal ganz anders erleben zu lassen: Was hat das 20. Jahrhundert mit uns Europäer*innen gemacht? Natalka Sniadanko zeigt uns, wie sich Menschen annähern und zusammenwachsen – über Generationen und soziale Schichten, über politische Systeme und Grenzen hinweg.

Am 23. August stellt die Autorin ihren Roman „Der Erzherzog, der den Schwarzmarkt regierte, Matrosen liebte und mein Großvater wurde“, den sie selbst als ‚dynamisches Panorama einer Familie und eines ungestümen Jahrhrunderts‘ beschreibt.

Raum 22 (Leseraum), 16:20-17:30 Uhr 

Buch: „Unsere Andere“ 

Olesya Yaremchuk

Dutzende verschiedener Nationalitäten nennen die Ukraine ihre Heimat: Tschech:innen und Slowak:innen, meschetische Türk:innen, Schwed:innen, Rumän:innen, Rom:nja, Jüd:innen, Deutsche, Pol:innen, Krimtatar:innen.  Journalistin Olesya Yaremchuk besuchte Gemeinden im gesamten Land, um zu dokumentieren, wie die verschiedenen Gruppen in die Ukraine kamen und wie sie gelebt haben. Das Buch ist eine einzigartige Studie aufrichtiger und intimer Geschichten über Menschen, die die sowjetische Dampfwalze der geplanten sprachlichen, kulturellen und religiösen Vereinheitlichung überlebt haben und Teil der diversen kulturellen Identität der Ukraine sind.

Die Fotos stammen von Iryna Sereda, Roman Potapenko, Sergiy Polazhaka, Olesya Yaremchuk. 

Raum 15, 16:20-17:30 Uhr

Gedichte (werden immer wieder spontan im Laufe des Tages vorgetragen, außerdem als Print zu lesen in Raum 7) 

Wechselweise vorgetragen von: Anja Jazeschann, Richard Hucke, Bernd Reese und Stefan H. Kraft. 

Alarm 
Autor:in: V. Amelina  
Übersetzung: C. Nazarkewytsch  
 
Aus: Unsere Anderen 
Autor:in: O. Yaremchuk 
Übersetzung: C. Weise  

Die Bewegung der Tür, wie wenn ein Mensch stöhnte im Schlaf 
Autor:in: T. Malkovych  
Übersetzung: N. N.  Vater unser 
Autor:in: C. Nazarkewytsch  
Übersetzung: C. Nazarkewytsch  
 
Für ein Wort haben die Menschen die Luftschutzkeller verlassen 

Autor:in: O. Stomina   
Übersetzung: C. Dathe  

Wie ich tötete 
Autor:in: L. Yakimchuk 
Übersetzung: S. Ptashnyk  

Deportiert: Wie Ukrainer nach Russland entführt werden 
Autor:in: O. Yaremchuk   
Übersetzung: O. Yaremchuk  
 
Der gestiefelte Kater 
Autor:in: K. Babkina   
Übersetzung: B. Kersten 

Meine Ukraine ist eine Patchworkdecke 
Autor:in: I. Tsilyk   
Übersetzung: B. Kersten  
 
Seit drei Jahren reden wir über den Krieg 
Autor:in: S. Zhadan  
Übersetzung: C. Dathe 

Seit drei Jahren reden wir über den Krieg 
Autor:in: S. Zhadan 
Übersetzung: C. Dathe 

Lass die, die auf Fotos alleine sind, zu Paaren werden 
Autor:in M. Dragina 
Übersetzung: B. Kersten  

The smoke of childrens fires 
Autor:in: L. Zharikova  
Übersetzung: Y. Kostyuk, H. Roberts  

Ukranian Literature/Prayer 
Autor:in: A. Dron   
Übersetzung: Y. Kostyuk, H. Roberts 

Royal Fancy 
Autor:in: O. Huseinova 

Übersetzung: Y. Kostyuk, H. Roberts

“Mary” to “Golgotha” 
Autor:in: M. Kryvtsov 
Übersetzung: Y. Kostyuk, H. Roberts 

Diskussion

Gespräch: Kulturgutschutz
Matthias Müller und Stephan Kraus

Der Krieg in der Ukraine gefährdet in erster Linie Menschenleben. Aber auch zahlreiche Kulturgüter, Bauwerke, Museen und deren Sammlungen sowie Archive und Bibliotheken sind in Gefahr. Insgesamt liegen über 400 Museen und 3000 Kulturstätten, darunter sieben Welterbestätten, in der Ukraine. Um zum Schutz dieser Kulturschätze beizutragen, Informationen zusammenzuführen und Hilfsmaßnahmen besser koordinieren zu können, hat die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien zusammen mit dem Auswärtigen Amt das Netzwerk Kulturgutschutz Ukraine ins Leben gerufen.

Mitbegründer des Netzwerks Kulturgutschutz Ukraine Matthias Müller spricht mit dem Kunsthistoriker und Leiter des Kunstmuseums Kolumba über das Thema Kulturgutschutz.

Statt Stefan Kraus wird Mitglied des Kolumba Management- und Kurator:innen-Teams Marc Steinmann an dem Gespräch teilnehmen.

Raum 15, 18:0019:00 Uhr

Feature: Ich war ein praktisches Mädchen. Das ukrainische Tagebuch meiner Mutter
Mark Zak

Der Autor Mark Zak findet im Nachlass seiner Mutter Tagebücher und Briefe. Es beginnt eine ukrainisch-deutsche Spurensuche durch ein Leben, so tragisch und wechselvoll wie das 20. Jahrhundert.

Der Autor und Schauspieler Mark Zak wurde 1959 in Lwiw geboren, aufgewachsen in Odessa und 1974 mit seiner Familie nach Köln immigriert. Zak hat in über hundert deutschen und internationalen Filmen mitgewirkt. Er schreibt Krimis, Hörspiele, Features und Theaterstücke.

Das Feature „Ich war ein praktisches Mädchen. Das ukrainische Tagebuch meiner Mutter“ ist eine Produktion von Deutschlandfunk und aktuell in der Mediathek abrufbar:

https://www.hoerspielundfeature.de/ich-war-ein-praktisches-maedchen-100.html

Raum 21

Feature: „Erinnert Euch an mich“ Nestor Machno und seine ukrainische anarchistische Volksarmee 
Mark Zak 

Nirgendwo wütete der Bürgerkrieg (1917 bis 1921) so brutal und vernichtend wie in der Ukraine. Hier fanden die blutigsten Schlachten, die schwersten Epidemien, die meisten Judenpogrome statt. 

Nestors Machnos Bauern-Partisanen-Truppe kämpfte gegen alle: Weiße Garde, ukrainische Nationalisten, Antisemiten, deutsch-österreichische Truppen, Rote Armee und versuchte im Südosten des Landes eine herrschaftsfreie Gesellschaft aufzubauen. 

Mit seinen Freischärlern beeinflusste er den Ausgang des Bürgerkriegs zu Gunsten der Bolschewiki entscheidend. Doch er war ein Gegner der Diktatur des Proletariats; Machno plädierte leidenschaftlich für die Freiheit – und wurde ins Exil getrieben. Er starb 1934 in Paris – arm, krank und sprachlos. 

Das Feature „Erinnert Euch an mich“ Nestor Machno und seine ukrainische anarchistische Volksarmee ist eine Produktion von Deutschlandfunk und aktuell in der Mediathek abrufbar: 

https://www.hoerspielundfeature.de/nestor-machno-und-seine-ukrainische-anarchistische-102.html 

Raum 21 

Feature: „Karpaten Blues – Eine Spurensuche“
Janko Hanushevsky

2010 reiste der Autor mit seinen Eltern in die Ukraine, das Land, in dem sein Groß- und sein Urgroßvater geboren wurden. Die Reise wird zur Spurensuche. Immer mehr erfährt er über die Geschichte seiner Familie, die geprägt ist von Religion, Patriotismus und dem erbitterten Widerstand gegen die sowjetische Unterdrückung, der schließlich in Flucht endet. Wo er auch hinkommt, singen die Menschen alte ukrainische Volkslieder. Der Gesang ist wie die Konfession Ausdruck ukrainischer Identität, heute wie damals. Die sehnsuchtsvollen Melodien sind eben jene Lieder, die ihm die Eltern vorgesungen haben, als er noch ein Kind war und in Oberösterreich aufwuchs. So wird die Spurensuche in der Ukraine, dem Land seiner Vorfahren, auch musikalisch zu einer Begegnung mit den eigenen Wurzeln.

Der E-Bassist, Radioautor und Klangkünstler Janko Hanushevsky studierte am Konservatorium der Stadt Wien und interessierte sich für die intensive Klangforschung am präparierten E-Bass. Als Duo Merzouga produziert Janko gemeinsam mit der Computermusikerin Eva Pöpplein Klangkompositionen und -installationen, Hörspiele und Radiofeatures, Musik für Radio, Film und Theater.

Das Feature „Karpaten Blues – Eine Spurensuche“ ist eine Produktion von Deutschlandfunk 2011/2023 und ist aktuell in der Mediathek abrufbar:

https://www.hoerspielundfeature.de/feature-karpatenblues-100.html

Raum 21 

Architektur / Design

Architektur: Re.Ukraine Villages

Büro Balbek

Das Architekturbüro Balbek realisiert sozialkulturelle Projekte in der Ukraine und der ganzen Welt. Im Rahmen von „Immer wieder Aufbruch!“ präsentieren sie die Arbeit „Re.Ukraine Villages“. Der Krieg zerstört vor allem die Dörfer, die nicht nur Identitätsstiften für die Ukraine sind, sondern deren Häuser viele alte Dekorelemente und Formenvielfalt aufweisen, die drohen verloren zu gehen. Bei einem unbedachten Wiederaufbau der Dörfer droht eine Monokultur billiger Fertighäuser. Büro Balbek hat alle Elemente der ukrainischen Dorfarchitektur gesammelt und einem „Konstruktor“ am Computer zusammengeführt. Hier kann sich jede:r Ideen und architektonische Vorlagen erstellen, um das eigene Haus wieder aufzubauen.

 Raum 18 

Film

Raum 9 

Bohdantchyk (2015) Oleksandra Chuprina 

Kyiv railway station (2022) Konstantin Klyatskin / Yevhen Kozeko 

Kyiv Zoo during the war (2022) Julia Shashkova 

Through the eyes of the Japanese (2022) Volodymyr Tykhy 

Second Wind (2022) Maxim Lukashov 

Sowing campaign (2022) Illia Yehorov 

Mariupol Shelter theater (2022) Orest, Yuliia Hontarouk 

Izium 21.09.2022 / Denys Vorontsov, Anton Baibakov 

Mariupol Fortress. The last day in Azovstal (2022) Orest, Yuliia Hontarouk 

Nocturne for the 128th Mountain Assault Brigade (2022) Ivan Sautkin 

Eine Sammlung aus 10 Dokumentarfilme der unabhängigen Vereinigung BABYLON’13, gedreht zwischen 2015 und 2022 in der Ukraine von verschiedenen Autor:innen, zu verschiedenen Zeiten, an verschiedenen Orten, aber mit einem Gedanken: Freiheit gibt es nicht umsonst.  
 
Diese 10 Filme sind von großer Liebe und grenzenloser Trauer erfüllt, sie werden Sie zum Leben inspirieren und vielleicht zu Tränen rühren, Sie dazu bringen, die Augen zu schließen. Doch was auf der Leinwand zu sehen war, wird nicht einmal einen Tropfen des Schmerzes vermitteln, den die Ukraine erlebt. Genauso wenig wie er auch nur einen Tropfen des Glaubens an die Zukunft, für die sie lebt, vermitteln wird. 

Dmytro Sukholytkyy-Sobchuk 
Kurzfilm Beard (2016) 

Culture Vs War. Antytila Band (2023), Kadim Tarasov 

Culture Vs War. Serhii Mykhalchuk, (2023), Kadim Tarasov 

Culture Vs War. Akhtem Seitablaiev, (2023), Kadim Tarasov 

Culture Vs War. Vlada und Kostiantyn Liberov, (2023), Kadim Tarasov 

Culture Vs War. Serhiy Zhadan, (2023), Kadim Tarasov 
 

Das Projekt „Culture vs. War“ („Kultur gegen Krieg“) wurde von der Organisation „WATCH UKRAINIAN!“ im April 2022 ins Leben gerufen, um die Kriegshandlungen der Russischen Föderation gegen die Ukraine aufzuzeichnen und zu vermitteln. Die Protagonist:innen des Projekts sind berühmte ukrainische Künstler:innen und Kulturschaffende, die ihr Land seit Beginn der umfassenden Invasion verteidigen. Durch ihre Geschichten, ihren Glauben und ihre Reflexion über die Ereignisse machen sie die Welt und die ukrainischen Gemeinschaften mit den Werten und der Bedeutung der ukrainischen Kultur vertraut, die den Ukrainer:innen helfen, dem Aggressor Widerstand zu leisten. 

„Culture vs. War“ wird von der Association of Cinema Production and Assistance in Ukraine – Watch Ukrainian! mit Unterstützung der Europäischen Union in der Ukraine, der MHP Gromadi Foundation und der Babilon Company produziert. 

 

Victor Pryduvalov 
Kurzfilm A Kobza Workshop (2018) 

Oles Sanin 
Kurzfilm Anna (2019) 

Sasha Kyrienko 
Kurzfilm On One’s Own Territory (2022) 

Oksana Artemenko 
Kurzfilm Man (2018) 

Dmytro Sukholytkyy-Sobchuk 
Kurzfilm Liturgy of Anti-Tank Obstacles (2022)  

Mihaylo Іllienko 
Kurzfilm Smoke Break (2019) 

Alex Bykov 
Kurzfilm Adamivna (2019) 

Maksim Liukov 
Kurzfilm Thanks! (2018) 

Kadіm Tarasov 
Kurzfilm The Coffin (2019) 

Mihaylo Іllienko 
Kurzfilm Voice (2017) 

Dmytro Sukholytkyy-Sobchuk 
Kurzfilm Weightlifter (2018)

Video-Installation: Kirche in Trümmern 
 
Im Ausgrabungsraum, der die Zerstörung von St. Kolumba im Zweiten Weltkrieg aufzeigt, erinnert das Video daran, dass Krieg immer mit Zerstörung von identitätsstiftenden Gebäuden einhergeht. Während die Zerstörung von St. Kolumba eine Folge der kriegerischen Aggression Nazi-Deutschlands war, ging der russischen Aggression gegen die Ukraine keine Provokation voraus. 

Die Ausstellung verwendet Materialien aus der Kampagne „Postkarten aus der Ukraine“, die vom Ukrainischen Institut mit Unterstützung von USAID umgesetzt wird. Das Ziel der Kampagne: der Welt die historischen und kulturellen Denkmäler der Ukraine zu zeigen, die von russischen Truppen durch Bombenangriffe und Beschuss zerstört wurden während einer groß angelegten russischen Invasion in der Ukraine ab dem 24. Februar 2022.“ 

Das Videomaterial wird von Suspilne TV channel und der Plattform Ukraїner bereitgestellt. 

Raum 3 

Sammlung Kolumba

Architektur

Peter Zumthor (*1943)

Mitarbeit Rainer Weitschies (*1965)

Kolumba. Kunstmuseum des Erzbistums Köln 1997–2007

Mit der Absicht, an diesem geschichtlich aufgeladenen Ort einen Museumsneubau zu wagen, verbanden wir Anfang der 1990er Jahre die Vorgabe, dass alles, was von den Vorgängerbauten erhalten war, respektiert werden sollte. Dass sich der 2007 eröffnete Neubau fugenlos aus dem Bestand der spätgotischen Kirchenruine St. Kolumba

entwickelt, alles integriert und zu einer neuen Aussage führt, ist das Ergebnis eines lange vorbereiteten Architekturwettbewerbs sowie einer 10jährigen Planungs- und Bauzeit. Die erklärte Absicht »wir bauen einfach weiter« (Peter Zumthor) wurde zum prägenden Merkmal des Ortes, seine Geschichte zum Namen, denn aus St. Kolumba wurde

Kolumba. St. Kolumba war die älteste und eine der bedeutendsten Pfarrgemeinden des mittelalterlichen Köln. Patronin ist die hl. Kolumba, die der Legende nach durch einen Bären vor einer Vergewaltigung bewahrt und unter Kaiser Aurelian in Sens enthauptet wurde. Als Christin hatte sie sich geweigert, den Sohn des heidnischen Herrschers zu heiraten. Archäologische Grabungen haben ab 1974 die Reste zahlreicher Vorgängerbauten der um 1500 errichteten fünfschiffigen Kirche ans Licht gebracht. Städtebaulich leistet Kolumba die Wiederherstellung des verlorenen Kerns in einem der ehemals schönsten Viertel der Kölner Innenstadt. In seine Mitte tritt ein stiller Garten an die Stelle des mittelalterlichen Friedhofes. Der größte Raum bildet eine luft- und lichtdurchlässige Membrane. Er birgt die archäologische Grabung, die Kirchenruine und die in ihrer Funktion selbstständige Kapelle.

Raum 1/ Raum 2

Hans Josephsohn (1920–2012) Große Liegende abgeschlossen 2000, Messing mit Rohgusspatina, Sammlung Kolumba

Die Arbeit mit Gips ermöglichte Hans Josephsohn eine Formfindung in langen Prozessen, die von abwägender Betrachtung, teilweiser Zerstörung und erneutem Aufbau gekennzeichnet waren. »Schreiben Sie ›abgeschlossen 2000‹«, fasste er lakonisch die sich über mehrere Jahre erstreckende Arbeit an der Großen Liegenden zusammen. Es ist eine liebevolle Präzision in seinen Werken, die keinem Vorbild von Figuration folgen, vielmehr von innen heraus entwickelt sind.

 

Josef Wolf (*1954) Ohne Titel 2007, Tuffstein, 2-teilig, Sammlung Kolumba

Als Steinbildhauer kann Josef Wolf vom Material nur etwas wegnehmen. Die Skulptur lässt sich nicht denken und nicht zeichnen, sondern nur über die handwerkliche Arbeit erreichen. Doch vor dem Handwerk beginnt die Arbeit mit dem Sehen, denn das Material selbst, die aufgefundenen Tuffsteine, sind bereits Körper und Form.

 

Bethan Huws (*1961) The Unicorn (or Hortus Conclusus) 2016 – 2017, Kupfer, Edelstahl, Sammlung Kolumba
Der zurückhaltende Eingriff von Bethan Huws beschränkt sich auf die sprachliche Anmerkung zu einer vorgefundenen Situation und auf das schlichte Angebot einer Wahrnehmung und einer individuellen oder im Gespräch geteilten Reflexion. Er schärft den Blick für die Komplexität des Vorhandenen und regt an, das Bestehende immer wieder einer Revision zu unterziehen.

RAUM 3 (Ausgrabungen)   

Ein römisches Haus mit einer im 7. Jahrhundert angebauten Apsis markiert vermutlich den Beginn der Kolumba-Pfarrei. Neben diesem Haus errichtete man im 9. Jahrhundert (?) eine einschiffige Kirche, die bis ins 13. Jahrhundert mehrfach erweitert und schließlich durch eine fünfschiffige Kirche ersetzt wurde. Stiftungen der Familien, die sich in zahlreichen Grüften unterhalb der Kirche bestatten ließen, ermöglichten die Finanzierung des gotischen Neubaus.

RAUM 3/ RAUM 4

Gottfried Böhm (1920–2020) KolumbaKapelle 1949/1956

Ende des Zweiten Weltkriegs war inmitten der Ruine eine spätgotische Muttergottes mit Kind der Zerstörung entgangen und wurde unmittelbar als »Madonna in den Trümmern« verehrt. Oberpfarrer Joseph Geller setzte sich für einen Kapellenneubau ein, der nach dem Entwurf von Gottfried Böhm errichtet, am 6. Januar 1950 geweiht und 1956 um eine Sakramentskapelle erweitert wurde. Zu der qualitätsvollen Innenausstattung trugen mit Hildegard Domizlaff, Ludwig Gies, Ewald Mataré, Georg Meistermann sowie dem jungen Rudolf Peer führende Künstler ihrer Zeit bei, zu denen Geller im privaten Kontakt stand.

 

Bill Fontana (*1947) Pigeon Soundings (Tauben von Kolumba), 1994/2007, Klanginstallation, Sammlung Kolumba

Unter dem Schutzdach der Ausgrabung wohnten bis zur Jahrtausendwende einige hundert Kölner Stadttauben. Auf Einladung des Museums zeichnete der amerikanische »Klang-Bildhauer« Bill Fontana im November 1994 ihre Geräusche auf. Seit der Einweihung des Neubaus überlagern sich dieses, über 24 kleine Lautsprecher hörbar gemachte Panorama und die aktuellen Klänge der Stadt, die durch das offene Filtermauerwerk eindringen.

Richard Serra (*1939) The Drowned and the Saved, 1992/1997, Corten-Stahl, massiv, zweiteilig, Sammlung Kolumba

Die Skulptur Die Untergegangenen und die Geretteten entstand 1992 für eine Ausstellung in der ehemaligen Synagoge in Pulheim-Stommeln. Den Titel übernahm Serra von dem Schriftsteller Primo Levi, der 1944 als Jude und Mitglied der italienischen Resistenza verhaftet und nach Auschwitz deportiert wurde. 1993 wurde die Skulptur von Kolumba erworben und am 24.Februar 1997 als ideeller Grundstein für den Neubau des Museums in der ehemaligen Sakristei aufgestellt. Hatte Serra es bis dahin ausgeschlossen, dass seine Werke transloziert werden könnten, so akzeptierte er in diesem Fall die Kontextverschiebung, da der Mahnmalcharakter beibehalten wird: Der Gewölbekeller unter dem heute offenen Raum birgt die Knochenfunde, die man beim Ausräumen der unter der Kirche ausgegrabenen Grüfte erneut zu bestatten hatte.

RAUM 14

Kruzifix Rheinland (?), 2. Hälfte 12. Jh., Elfenbein, Sammlung Kolumba (erworben mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder, der Bundesbeauftragten für die Kultur und die Medien, der Kunststiftung NRW, der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung und weiterer Mäzene)

Das die Sinne ansprechende Material dieses Kruzifixes und die Behandlung der Oberfläche zielen auf das Abtasten des Bildwerks mit den Blicken. Nach mittelalterlicher Vorstellung ist der Sehstrahl die Verlängerung des Körpers, so dass der Mensch sich mit dem Bild, das er betrachtet, vereint (Thomas Lentes). – Während die Räume von Kolumba jedes Jahr neu bespielt werden, behält diese Skulptur des gekreuzigten Christus ihren angestammten Ort. Sie ist eine Art Anker in den wechselnden Erzählsträngen der jährlichen Ausstellungen.

RAUM 16

Jannis Kounellis (1936–2017) Tragedia civile (Bürgerliche Tragödie), 1975/2007, Rauminstallation, Sammlung Kolumba

Die Betrachtenden könnten sich ins Theater versetzt fühlen. Die Bühne ist menschenleer. Nur Hut und Mantel als Hinterlassenschaft zweier(?) Personen, die die Szene wohl verlassen haben, verweisen auf den Menschen als Protagonisten eines noch nicht begonnenen oder bereits beendeten Stücks. Die Requisiten verorten das Ambiente in der Fin-de-siècle-Atmosphäre Wiener Kaffeehäuser und lassen die verschwundenen Personen in der vordergründig gediegenen Bürgerlichkeit jener Zeit vermuten. Ein Bild der Verlorenheit, wäre da nicht die sich ständig wandelnde, leuchtende Präsenz der goldenen Wand, die schemenhaft die Silhouetten derjenigen reflektiert, welche die Bühne betreten. Indem die goldene Wand an die Goldmosaike in den heiligen Räumen vergangener Jahrhunderte anknüpft, bindet sie positive Vorstellungen einer nicht näher definierten Utopie, die lebendiger wirkt, als die Spuren von der Anwesenheit der Hauptdarsteller

 

Raum 17

Terry Fox Site Pendulum 1977/2022, Installation mit Klaviersaite, Bleikugel und Wasserglas, Sammlung Kolumba

Die Arbeit wird um 13:00, 16:00, 19:00 und um 22:00 in Bewegung gesetzt.

Terry Fox ist nicht nur ein wichtiger Vertreter der US-amerikanischen Konzept- und Performancekunst; seine Arbeit nimmt auch eine Schlüsselstellung in der Klang-Kunst ein, die sich in den 1980er Jahren in Europa entwickelte. Sein Augenmerk richtete sich nicht auf Kunst als auratisches, in sich abgeschlossenes Ding, sondern er suchte nach Transformation durch Handlung. Dies führte ihn zu Performances, die er mit oder ohne Publikum durchführte und in denen der Moment der (gemeinsamen) Erfahrung zentral war. Er selbst sprach nicht von Performances, sondern von »Situationen« – in seinem Verständnis waren es plastische Arbeiten, in denen er eine konkrete Situation skulptural gestaltete. 1972 war Terry Fox in Europa und besuchte unter anderem Chartres. Auf dem Boden der Kathedrale entdeckte er ein Mosaik, das ein Labyrinth mit 11 Kreisen darstellt. In den darauffolgenden Jahren wurde ihm dieses Labyrinth zur Metapher für seine physische Existenz und zum gedanklichen Ausgangspunkt für zahlreiche Arbeiten. Die Beziehung zwischen Bewegung und Rhythmus, die er in den Windungen des Labyrinths vorfand, regte ihn auch zur Arbeit mit Pendeln an. Site Pendulum wurde zum ersten Mal 1977 in San Francisco aufgeführt.

Raum 19

Stefan Lochner († 1451 Muttergottes mit dem Veilchen Köln, kurz vor 1450, Mischtechnik auf Eichenholz (Dauerleihgabe des Kölner Priesterseminars)

Stefan Lochners Epitaph für die Äbtissin des Kölner Cäcilienstiftes Elisabeth von Reichenstein († um 1485) zeigt ein visionäres Ereignis: Die Stifterin kniet vor der übergroßen Madonna mit dem Jesuskind und bittet um Fürsprache. Der Ort des Geschehens ist der Paradiesgarten, auf dessen Wiese Erdbeeren und Veilchen gedeihen. Die Veilchenblüte in der Hand Mariens scheint die Antwort auf Elisabeths Gebet zu sein: Die Blume steht für Demut als Schlüssel zur göttlichen Gnade. Das Bild markierte den Ort der Erinnerung an seine Stifterin in der Kirche, in der sie auch beigesetzt wurde, der Pfarrkirche St. Peter.

 

Heilig-Geist-Altar Meister des Wolfgang-Altars, Nürnberg, um 1448/49, Temperamalerei auf Nadelholz (?), Sammlung Kolumba (erworben mit Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung sowie der Kulturstiftung der Länder)

Das Altartriptychon wurde kurz vor ihrem Tod von Margarethe Valzner († 1448/49) in Auftrag gegeben. Es war die letzte Stiftung zur Ausstattung der Zwölfbotenkapelle in der Nürnberger Heilig-Geist-Kirche. Diese Kapelle war von Margarethes Ehemann Herdegen Valzner, dem wohlhabenden Münzmeister der Stadt, bereits 1390 als Grablege für seine Familie errichtet worden. Das Bildprogramm der Vorderseite wird durch das Apostelpatrozinium des Altars in der Kapelle (Pfingsten) und die Hoffnung auf Erlösung der dort Beigesetzten bestimmt (Verkündigung, Geburt und Himmelfahrt Christi sowie der Tod Mariens), die Heiligenauswahl der Rückseite bezieht sich auf die Reliquien im Altar, seine Verortung in einer Spitalkirche (Antonius Eremita, Bischof Erhard von Regensburg, Papst Sixtus II., Bischof Servatius von Tongeren, Nikolaus und Leonhard) und die Zugehörigkeit zum Bistum Bamberg (Heinrich II. und Kunigunde).

 

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