Ein Projekt von Krim Platforma
Kuratorin – Tetyana Filevska
Künstler:innen: Lia Dostlieva and Yulia Po (Installation Strand) Emine Ziyatdinova (Installation HOME) und Alevtina Kakhidze (Zeichnungen)
Maria Kulikowska (Performance Raft CrimeA)
Die Präsentation der Ausstellung „Lomykamin” wird unterstützt durch das House of Europe mit Mitteln der Europäoischen Union
Trotz der tief verwurzelten Stereotypen ist der Krieg seit jeher ein Thema, das alle angeht. Das Geschlecht schützt nicht vor Kugeln, Raketen und der Gewalt der Besatzer. Im aktuellen Krieg Russlands gegen die Ukraine verteidigen Tausende von Frauen ihr Land gegen den Aggressor. Kriegerinnen, Sanitäterinnen und Freiwillige schützen heldenhaft ihr Heimatland. Im Krieg gibt es aber auch zahlreiche andere Rollen und Erfahrungen – vor allem von Frauen -, die wir in dieser Ausstellung diskutieren werden.
Vor zehn Jahren fiel die Russische Föderation in die Ukraine ein und besetzte vorübergehend und illegal die Krim und Teile der Regionen Donezk und Luhansk. Vor zwei Jahren eskalierte die Invasion zu einer groß angelegten Invasion anderer Gebiete des unabhängigen Staates. Tausende wurden getötet, Millionen verloren ihr Zuhause, und Hunderttausende wurden vorübergehend besetzt. Welche Erfahrungen haben die Frauen während dieser Ereignisse gemacht? Die Ausstellung hört auf die Stimmen der Frauen und versucht, Antworten zu finden, auch wenn es nur Schweigen ist.
https://lomykamin.crimea-platform.org/en
Eine Ausstellung des Literaturmuseum Charkiw
Tetiana Pylypchuk (Leiterin des Literaturmuseum Chrakiw) Natalka Marynchak (Schriftstellerin)
Während der kolonial-imperialen Vergangenheit der Ukraine haben die russischen Besatzer versucht, ukrainische Identität zu vernichten, indem sie das kulturelle und historische Gedächtnis auszulöschen versuchten. So wurden unerwünschte Texte zu Antitexten. Die Ausstellung „Antitext” zeichnet die Wege des Versteckens, des Vernichtens und des Wiederentdeckens von ukrainischer Literatur nach.
Im Februar 2022, zu Beginn des Angriffskrieges, musste die Ausstellung in Charkiw abgebaut, eingepackt und die Sammlung des Museums an einen sichereren Ort verlegt werden. Trotzdem setzt das Literaturmuseum seine Bemühungen um die Erhaltung und Erforschung des ukrainischen Kulturerbes fort, das nun erneut bedroht ist.
Für die Ukraine begann das 21. Jahrhundert, ähnlich wie das 20. Jahrhundert, mit dem Kampf ums Überleben und das Recht auf Selbstbestimmung. Es ist symptomatisch, dass die Ukraine ein Jahrhundert später immer noch mit demselben Feind konfrontiert ist, was nicht nur von der Allgegenwärtigkeit seiner imperialen Ideen zeugt, sondern auch von den eigenen Erinnerungslücken.
Es werden anwesend sein: Tetiana Pylypchuk (Leiterin des Literaturmuseum Chrakiw) und Natalka Marynchak (Schriftstellerin).
Ausstellung, Filmscreening und Talk – Kultura Medialna (Dnipro) und DCCC im Dialog mit Freihandelszone – Ensemblenetzwerk Köln e.V. (Köln)
Köln hat eine neue Partnerstadt hinzugewonnen, die nur wenige kennen. Dnipro ist die Hautstadt der Provinz Dnipropetrowsk, in der Steppe der Ukraine gelegen. Der einstige „Raketen-Stadt“ der Sowjetunion hat sich zu einem besonderen Drehkreuz der ukrainischen Wirtschaft und Kultur entwickelt. NEUE UFER stellt das Leben und die Kultur der Stadt in einer vielseitigen Fotoausstellung vor, mit Animationfilmen, Talks, Musik und Dokumentationsfilmen.
Mit: Andrii Palash, Kateryna Rusetska (Kultura Medialna + DCCC), Ship her son (Dnipropop), Mykyta Lyskov (Animation), Stas Santimov (Animation), Fantastic Little Splash (Video), u.a.
Das Dnipro Zentrum für zeitgenössische Kultur entstand 2019 durch den Zusammenschluss verschiedener kultureller Initiativen, insbesondere der NRO Kulturna Medialna, mit dem Ziel, die kulturelle Entwicklung der Stadt Dnipro voranzutreiben. Die einstige Industriestadt, geprägt von leerstehenden Fabriken und Anlagen, birgt ein historisches Erbe, das die Initiator:innen als Potenzial für eine kulturelle Wiederbelebung sehen.
Das DCCC befindet sich in einem ehemaligen Regierungsgebäude, das – wie die Stadt selbst – lange verschlossen war und nun zu einem lebendigen Ort für Festivals, Ausstellungen, Konzerte und kulturelle Zusammenkünfte geworden ist. Diese Entwicklung steht für das Bestreben, weitere ungenutzte Orte zu öffnen und sie in Räume für Kunst und Kultur zu verwandeln. Die kulturelle Neubelebung verleiht Dnipro und seiner Bevölkerung nach einer Ära der industriellen Verschlossenheit eine neue, offene Identität und macht die Stadt zu einer Stimme im internationalen Kontext.
Projektmittel: Engagement Global
Ausstellung (Foyer) und ein spielerischer Workshop „Raus aus der Okkupation“
Maria Pronina mit Assistenz von Lisa Lipra, Julia Karpenko und Adam
Die russischen Besatzer nutzen in den okkupierten ukrainischen Gebieten altbekannte Methoden zur Indoktrination: Deportation, Umsiedlung, Propaganda und aggressive Russifizierung. Häufig werden Kinder und Jugendliche aus ihren Familien gerissen und nach Russland verschleppt.
Die Ausstellung präsentiert Fotos und Zeichnungen von Jugendlichen aus der Region Mariupol und Donezk: Lisa Lipra, Julia Karpenko und Adam (aus Sicherheitsgründen kann der vollständige Name nicht genannt werden)
Sie haben russische Okkupation und Deportation nach Russland erlebt. Nach ihrer Befreiung half ihnen die Mariupoler Künstlerin und Aktivistin Maria Pronina, ihre Erinnerungen und Gedanken und Tagebücher mit künstlerischen Mitteln zu verarbeiten.
Der Workshop „Raus aus der Okkupation“ widmet sich ihren Geschichten. Unter der Leitung von Maria Pronina erstellen die Teilnehmer:innen Collagen, um in die Atmosphäre einer langen Reise eintauchen zu können. Die Wege sind unterschiedlich – abhängig davon, wohin genau die Jugendlichen deportiert wurden, ob sie Kontakt zu jemandem aufnehmen konnten, ob jemand ihnen mit Informationen, Kontakten und Geld helfen konnte. Viele Faktoren können das Leben beeinflussen. Daher wird es im Workshop mehrere Bewegungs- und Rettungsszenarien geben – und diese Karte wird die Grundlage für Collagen sein.
Dabei nutzen die Teilnehmer:innen öffentlich zugängliche Informationen sowie persönliche Dokumente, um beispielhaft die Erlebnisse von zehn jungen Menschen zu visualisieren.
Maria Pronina, geboren und aufgewachsen in Donezk, ist langjährig aktive Organisatorin von Untergrund-Bewegungen in der Ukraine. Seit 2014 ist sie in Kyjiw und Mariupol ansässig und arbeitet als Kunst- und Märchentherapeutin in psychologischen Rehabilitationsprogrammen für Kinder, die Opfer des Krieges im Donbass geworden sind.
Nafta Theater
Die Handlung basiert auf der autobiografischen Geschichte von Artem Vusyk, der in Saltivka geboren wurde (einem Stadtteil von Charkiw, der am stärksten von den russischen Bombenangriffen betroffen ist) und dort die ersten 17 Jahre gelebt hat. Artem spielt alle Rollen selbst, in einigen Szenen spielt er sich selbst und verwandelt sich in weitere Charaktere. Es entsteht eine Mischung aus spezifischem NAFTA-Humor und der von Artem Vusyk so geliebten punkigen Unverschämtheit – ein Performance-Konzert mit Live-Aufführung von musikalischen Originalkompositionen.
Das Stück regt dazu an, die traditionellen Vorstellungen und Stereotypen über den Bezirk Saltivka zu überdenken. Es gilt, die Poesie des als rüpelhaft geltenden Viertels zu spüren und die individuelle Landschaft dieses Ortes inmitten endloser Wohngebiete zu erkennen. Ein weiter Himmel, viel Grün und leuchtende Regenbögen nach starken Regenfällen im Sommer – so kennt der Künstler Saltivka aus seiner Kindheit. Kriegszerstörte und brandgeschwärzte Hochhäuser – so sahen er und die Welt Saltivka im Jahr 2022 zum ersten Mal.
Spiel, Regie und Text: Artem Vusyk
Musik: Ivan Kondratov (Gitarre), Viktor Kondratov (Schlagzeug), Yan-Vedaman (Saxophon), Sounddesign: Anton Behmenko/Andrii Tretiak
Lichtdesign: Oleksandr Chyzh/Anton Repiakh
Daria Koval
Was ist der Preis des Erinnerns und was ist das Geschenk des Vergessens? Wie navigiert der Geist durch die verschwommenen Grenzen zwischen vergangener Freude und gegenwärtigem Schmerz? Was geschieht, wenn die Erinnerungen, die wir vergessen wollen, am lebendigsten bleiben? „Tyhi Wodu“ (Ruhige Gewässer) erzählt eine persönliche Geschichte von bewahrten und verdrängten Erinnerungen – eine Geschichte, in der schmerzhafte Erinnerungen verdrängt werden, um das eigene Überleben zu sichern. Das Stück setzt die lebhafte Erinnerung an den Krieg, eine ungewollte, aber unauslöschliche Spur in Kontrast mit der fast verblassten Freude am Leben vor dem Krieg. Inspiriert von dem mythologischen Fluss Lethe, an dem die Seelen tranken, um ihr irdisches Leben zu vergessen, taucht das Publikum ein in ein fließendes Wechselspiel von Erinnerung und Vergessen.
Choreographie, Aufführung: Daria Koval
Musik: Viktor Rekalo (Cello) & Igor Sayenko (Akkordeon)
Lichtgestaltung: Yevhen Kopitov
Kateryna Pogorielova / Tetiana Znamerovska
In Kooperation mit Pina Bausch Zentrum under construction
The Blind ist ein kollektives Bild einer trägen Gesellschaft, die unfähig ist, kritisch zu denken. Es geht um die Angst vor der Verantwortung, die Flucht vor und die passive Betrachtung der Realität sowie das Warten. Die körperliche und geistige Blindheit hat die Menschen dieser Gesellschaft in unterschiedlichem Maße beeinträchtigt – manche können Licht und Dunkelheit nicht unterscheiden, manche sind im Erwachsenenalter erblindet, haben aber noch Erinnerungen an die Vergangenheit, andere kennen nichts als tierische Angst um ihr Leben. Die „Blinden“ leben nach dem Herdentrieb und schieben die Verantwortung auf die Schultern desjenigen, „der vorausgeht“. Aber wer sind sie ohne einen „Hirten“? Werden sie in der Lage sein, die Wahrheit selbst zu finden? Oder wird jemand auftauchen, der seinen Platz einnimmt? Wird es ihnen gelingen, den Teufelskreis des ewigen Wartens zu durchbrechen? Die Aufführung basiert auf dem Stück Die Blinden von Maurice Maeterlinck.
Tetiana Znamerovska arbeitet an der Schnittstelle von zeitgenössischem Tanz und physischem Theater und setzt sich in ihren Arbeiten intensiv mit sozialen Themen und den Folgen des Krieges auseinander. Sie erforscht verschiedene Methoden der Tanzschaffung und Dramaturgie. Seit 2022 ist sie Residentin des Wuppertaler Pina Bausch Tanztheaters und ist unter anderem Darstellerin in Rainer Behrs Aufführung „VONA“.
Choreografie: Tetiana Znamerovska
Tanz: Kateryna Pogorielova, Tetiana Znamerovska
Komponisten: Volodymyr Pomirko, Oksana Tsymbalist
Projektionen: Serhii Klymets
Performance als Teil der Lomykamin’. Der Widerstand von Frauen auf der Krim
Ein Projekt von Krim Platforma
Die soziale Skulptur „Raft CrimeA“ ist ein fortlaufendes Projekt, das im August 2016 begann und bis heute andauert. Es umfasst mehrere Performances und Ausstellungen.
Im August 2016 wurde „Raft CrimeA“ inmitten von Luxusrestaurants und Yachten in Kiew aufgebaut – ein Rettungsfloß mit Leuchtreklame, das als temporäres Migrationsparlament der Vertriebenen diente. Auf dem Floß lebte die ukrainische Künstlerin Maria Kulikovska, die seit der Annexion der Krim 2014 den Status einer „vertriebenen Person“ trägt. Ihr Überleben hing symbolisch vom Mitgefühl der Menschen ab. Sie zeigt so ihre Verletzlichkeit als Vertriebene auf und appelliert an die Empathie der Gesellschaft. Maria setzte das Projekt international fort und realisierte weitere Performances im Ausland.
Maria Kulikovska ist eine ukrainische Künstlerin, Performerin und Aktivistin, die für ihre radikalen und oft provokativen Werke bekannt ist. Geboren und aufgewachsen auf der Krim, wurde sie nach der Annexion der Krim durch Russland im Jahr 2014 zur „vertriebenen Person“. Dieser Verlust ihrer Heimat prägte ihre künstlerische Praxis entscheidend. Sie nutzt ihre Kunst, um auf die Themen Migration, Krieg, Vertreibung, Körperpolitik und die Verletzlichkeit der menschlichen Existenz aufmerksam zu machen.
Performance: Maria Kulikovska
Limbo
Viktoriia Vitrenko
Limbo ist ein inszeniertes Konzert, in dem die Sängerin Viktoriia Vitrenko singt, performt und sich am Klavier begleitet. Die Performance erforscht physische und psychologische Zustände von Personen, die sich festgefahren oder eingesperrt fühlen. Unfähig voranzukommen und eine gewisse Ambivalenz der Zukunft gegenüber empfindend, wird doch das hoffnungsvolle Bild einer besseren Zukunft und eines friedlicheren und menschlicheren Zusammenlebens gezeichnet. Das Stück war ursprünglich Maria Kalesnikava gewidmet, einer politischen Aktivistin aus Belarus die zu elf Jahren Haft verurteilt wurde. Nach dem 24. Februar 2022 bekam die Performance eine neue Bedeutung und behält bis heute eine tiefgreifende Relevanz.
Komponiert von Agata Zubel, Alla Zagaykevych, Ying Wang und Sven-Ingo Koch und Maxim Shalygin.
Viktoriia Vitrenko ist eine anerkannte ukrainische Sopranistin, Dirigentin und Kuratorin. Ihre Debut-CD „Scenes“ (2019, AUDITE) mit Kammermusik von György Kurtág gewann den Supersonic Pizzicato und wurde für den Preis der deutschen Schallplattenkritik (PdSK-2019) und International Contemporary Music Awards 2020 (ICMA 2020) nominiert. Im August 2024 wurde ihre zweite CD-Produktion „Forgotten Word I Wished to Say“ mit Musik von Valentin Silvestrov von Sony Classical veröffentlicht.
(Elektropop)
SHIP HER SON ist ein ukrainischer Post-Industrial-Act, der 2020 in Lwiw von dem Designer Anton Shiferson gegründet wurde. Das Projekt präsentiert eine Mischung aus roboterhaftem Gesang aus EBM, Darkwave, Elektro-Industrial und Techno sowie einem deutlichen Anteil an Metal. Die Texte reflektieren ironisch das Leben und menschliches Verhalten mit zahlreichen Verweisen auf die ukrainische Kultur und ihre Traditionen.
Das Konzert wird präsentiert von Dnipropop, einem unabhängigen Plattenlabel aus Dnipro für experimentelle und elektronische Musik, im Rahmen von NEUE UFER (Dnipro – Köln)
Max Andrzejweski, Mariana Sadovska und Ensemble
In einer umfangreichen Recherche hat die Sängerin und Performerin Mariana Sadovska im Laufe der Jahre Feldaufnahmen in ukrainischen Dörfern gemacht und dabei verschiedene, im kollektiven Gedächtnis vergessene Gesangstechniken erforscht. Diese Archivaufnahmen fließen in einen kompositorischen Dialog zwischen Sadovska und dem Komponisten und Perkussionisten Max Andrzejewski. Ein Abend, der zwischen experimentellem Pop, Noise, alter und zeitgenössischer Musik mäandert. Meditativ umkreist er das Dunkle, die Wunde, den Schmerz, die Revolte.
Als großes Finale des Festivals wird diese kontrastreiche Musiklandschaft durch aktuelle Texte bereichert, die in Form prosaischer Bekenntnisse oder poetischer Bestandsaufnahmen die existentiellen Grenzerfahrungen unserer Zeit zu fassen versuchen.
Max Andrzejweski: Komposition, Perkussion
Mariana Sadovska: Gesang
Viktoria Vintrenko: Gesang and Electronics
James Banner: Kontrabass
David-Maria Gramse: Violine
Andreas Arend: Theorbe
Olha Zhukova: Cello
Oleksij Pshennichnikov: Violine
Mit Deutsch-Ukrainischer Chor Rai, Ensemble Ralets, Futur3 und Shlyakh-Dorizhenka
Elisa Erkelenz: Kuratorin
Konzert (traditionelle Musik)
Das ukrainische Ensemble „Shlyakh-Dorizhenka“ (ukr. ‚der kleine Weg‘) ist eine Gruppe junger Ukrainer:innen, die wichtige Traditionen ihres Landes repräsentieren: polyphone Gesänge, Instrumentalmusik und Tanz. Infolge der großen Invasion Russlands in die Ukraine kamen die Gründer des Ensembles 2022 aus der Region Bucha nach Deutschland. Nun machen sie gemeinsam mit anderen ukrainischen Ethnomusikologen: innen das Publikum in Europa mit der authentischen ukrainischen Kultur bekannt. Bekleidet mit der nationalen Tracht aus der zentralen Region der Ukraine, führt Shlyakh-Dorizhenka lyrische Lieder von Soldaten, Kosaken und von jahreszeitlichen Ritualen auf. Das Ensemble spielt ukrainische Tanzmusik auf traditionellen Musikinstrumenten – Geigen, Zimbeln und Tamburin. Das Publikum ist eingeladen, nach einer kurzen Anleitung durch die Mitglieder des Ensembles mitzutanzen.
Lesung / Talk
In der Anthologie „Wir, die wir uns verändert haben. Ukrainische Kulturschaffende erleben den Krieg“ geht es um die Veränderungen, die der Krieg in der Ukraine für die Menschen im Land mit sich bringt. In diesem Buch reflektieren eine Autorin, eine Filmemacherin, eine Produzentin, eine Illustratorin, zwei Kuratorinnen, eine Künstlerin, ein Regisseur und zwei Kulturmanagerinnen die Reise, auf der sie sich befinden, seit der Krieg in ihr Leben eingebrochen ist. Sie erzählen Geschichten über das Autofahren und das Rauchen auf dem Balkon, vom Überqueren der Grenzen und von der Heimkehr, von Gesprächen in Häusern, die einst keine Ruinen waren, und vom Neuerfinden und den existenziellen Kämpfen, in denen es letztlich immer um dasselbe geht: Licht zu finden in der Dunkelheit.
Herausgeberinnen: Daria Badior (Kritikerin, Redakteurin und Filmkuratorin, lebt in Kiew), Anastasiia Platonova (Kulturjournalistin, Kunstkritikerin, Redakteurin und Kulturanalytikerin)
Text: Lia Dostlieva, Yevhenia Nesterovych, Ksenia Kharchenko, Pavlo Yurov, Oleksandra Kravchenko, Ksenia Malykh, Zhenya Oliynyk, Maryna Stepanska, Iryna Tsilyk, Kateryna Yakovlenko
Design: Spector Books
184 Seiten, Deutsch, 14 Farbabbildungen, Softcover
Initiiert und koordiniert von Bozhena Pelenska (Jam Factory Art Center, Lviv, UA) und Futur3 (Köln) in Kooperation mit den Verlagen IST-publishing (Kyjiw) und Spector Books (Leipzig).
Gefördert von: Kunststiftung NRW, Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen.
Die Veranstaltung wird unterstützt durch Kunststiftung NRW und Bezirksregierung Köln
Mit Bohdan Kolomijchuk, Claudia Dathe, Halyna Kruk, Olena Herasymjuk, Natalka Sniadanko
In den Erfahrungsräumen des Krieges leistet Literatur Widerstand, ermutigt, spendet Trost und schafft Gemeinschaft. Die Veranstaltung „weil die Wunden Vögel werden“ mit den ukrainischen Autor:innen Halyna Kruk, Olena Herasymjuk und Natalka Sniadanko sowie der Übersetzerin Claudia Dathe zeigt Schreiben als aktives Handeln von Menschen, deren Lebens- und Erfahrungswelt seit mehr als acht Jahren von Krieg geprägt und von Gewalt erschüttert ist. Die Autor:innen und die Übersetzerin stellen die aktuelle Ausgabe „weil die Wunden Vögel werden. Landschaften der Ukraine“ der Zeitschrift „die horen“ vor, lesen Erzählungen und Gedichte und schlagen Bögen zu persönlichen Lebensgeschichten und historischen Ereignissen aus einhundert Jahren.
https://www.haymonverlag.at/autorinnen-autoren/natalka-sniadanko/
Natalka Sniadanko, geboren 1973 in Lwiw, ist Schriftstellerin, Übersetzerin und Journalistin. Die Ukrainerin kennt in Lwiw jede Ecke und hat ein Herz für exzentrische Figuren. Ihr Debütroman „Sammlung der Leidenschaften“ (aus dem Ukrainischen von Anja Lutter) erschien erstmals 2007 auf Deutsch. 2016 folgte bei Haymon „Frau Müller hat nicht die Absicht, mehr zu bezahlen“ (aus dem Ukrainischen von Lydia Nagel). 2021 erschien mit „Der Erzherzog, der den Schwarzmarkt regierte, Matrosen liebte und mein Großvater wurde“ (aus dem Ukrainischen von Maria Weissenböck) der dritte Roman der Autorin auf Deutsch.
Volodymyr Yermolenko ist Philosoph, Essayist, Chefredakteur der Onlineplattform „UkraineWorld“ und Leiter der Abteilung für politische Analysen bei Internews Ukraine. 2019 gab er den Sammelband „Ukraine in Histories and Stories: Essays by Ukrainian Intellectuals“ heraus. Er unterrichtet zudem an der Kyjiw-Mohlya-Akademie und ist Mitglied von PEN Ukraine.
von fantastic little splash, 31’
Im Zentrum von Dnipro, Ukraine, steht seit 50 Jahren das verlassene Hotel „PARUS“ (Segel). Ursprünglich sollte es als Symbol für die Größe von Dnipropetrowsk, der Heimat des sowjetischen Führers Leonid Breschnew, dienen. Doch es wurde nie eröffnet – der Bau wurde kurz vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion eingestellt.
Der PARUS ist heute ein Artefakt der städtischen Folklore, ein beliebtes Souvenir und ein Teil der städtischen Identität; sogar Schrift und Logo der Stadt beziehen sich auf ihn. Seit den 2000er Jahren wird das unvollendete Gebäude auf Kalendern, in Memes, Kunstprojekten und Architekturvisualisierungen dargestellt und ist für viele Einwohner bereits ein Symbol der Stadt geworden.
concrete and unclear recherchierte eine Vielzahl von PARUS-Interpretationen in verschiedenen analogen und digitalen Medien und versuchte, den Zustand dieses kollektiven Träumens einzufangen.
Der Film wurde mit Unterstützung des Programms „Kulturhauptstadt“ gedreht.
fantastic little splash ist ein Kollektiv bestehend aus der Journalistin und Künstlerin Lera Malchenko und dem Künstler und Regisseur Oleksandr Hants. Sie verbinden Kunstpraxis und Medienwissenschaft, um kollektive Vorstellungskraft und die Aneignung von Emotionen in technosozialen Systemen zu untersuchen. Das Kollektiv arbeitet mit Videos, Texten und interaktiven spielbasierten Tools. Gegründet 2016 in der Ukraine, wurden ihre Projekte unter anderem auf der transmediale, post.MoMA, Plokta TV, Ars Electronica, Liste Art Fair Basel, Construction festival VI x CYNETART, KISFF und Docudays ausgestellt.
Mykyta Lyskov
Der Ort dieser Animation ist die Stadt Dnipro (Ukraine). Der Film ist zum Teil ein Dokumentarfilm, der durch das Prisma der Absurdität und des schwarzen Humors die Geschichte einer großen Stadt während der historischen Veränderungen und der Entkommunisierung erzählt.
Regie – Mykyta Lyskov
Tonregisseur und Komponist – Anton Baibakov
Animation – Kateryna Voznytsia, Mykyta Lyskov
Hintergründe und Phasing – Anastasia Belikova, Veleria Skalytska, Iva Naidenko
Musik: Kurs Valüt – Love Inspektor, Olexiy Dyachkov – Знову спізнився на урок
Awards:
DokLeipzig (Germany) – next masters competition – Grand prix
Poff shorts (Estonia) – International competition – Grand prix
International Animated Film Festival Animocje – Grand prix
Open night (Ukraine) – Ukrainian competition – Grand prix
Turku Animated Film Festival (Finland) – International competition – Grand prix
Linoleum International animation Short Film Festival (Ukraine) – Ukrainian competition – Grand prix
PIAFF, Paris International Animation Film Festival (France) – International competition – Jury Award
Regie und Animation Stas Santimov
Spooky Loops ist eine Sammlung von Ultrakurzfilmen, die ursprünglich als eine Reihe von GIF-Animationen zwischen 2021 und 2024 entstanden sind. Als der große Krieg in der Ukraine begann, änderten sich die Themen der GIFs drastisch. Ursprünglich handelte es sich um mystische, fantastische und übernatürliche Horrorgeschichten. Während des Krieges wurden diese Themen jedoch durch Gesellschaftssatire und Geschichten über Grausamkeit, Gewalt und Intoleranz ersetzt. Die Fantasieanimationen wichen realen Albträumen, die sich fast wie ein visuelles Tagebuch lesen lassen.
Stas Santimov ist Animations- und GIF-Artist aus Dnipro
https://santimov.art
https://www.zippyframes.com/shorts/spooky-loops-stas-santimov